Weisheitszähne

Müssen Weisheitszähne entfernt werden, wenn ich keine Beschwerden habe?

Das ist die grosse Frage. Früher haben viele Zahnärzte pauschal zur vorsorglichen Entfernung der Weisheitszähne geraten.

Das Problem: Ob die Weisheitszähne später Probleme machen werden, das weiss man im Voraus nicht mit völliger Sicherheit. Der Zahnarzt kann aber anhand ihrer Form und Lage im Kiefer abschätzen, ob ein hohes oder ein geringes Risiko für spätere Beschwerden besteht.

Müssen die Weisheitszähne entfernt werden, dann sollte das möglichst bald geschehen. Bis etwas zum 25. Lebensjahr sind die Zahnwurzeln noch nicht vollständig entwickelt, der Eingriff verläuft daher meist mit weniger Komplikationen. Empfehlenswert ist es daher, noch im Teenager-Alter eine individuelle Risikoabschätzung durch den Zahnarzt vornehmen zu lassen. Bei seiner Entscheidung, ob die Weisheitszähne raus müssen oder bleiben können, wird sich der Zahnarzt vor allem an folgenden Fragen orientieren:

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass sich die Weisheitszähne ordnungsgemäss entwickeln können? Ist genügend Platz im Kiefer?
  • Sind krankhafte Veränderungen an den Weisheitszähnen zu erwarten oder sogar schon eingetreten? Ist voraussehbar, dass die Weisheitszähne zu Schäden an den Nachbarzähnen führen werden?
  • Welche Komplikationen könnten bei der Operation auftreten?

Bei bis zu 80% aller jungen Erwachsenen bleiben die Weisheitszähne ganz oder zum Teil im Kiefer zurück. Früher galt die Empfehlung, solche Zähne zu entfernen, da sie später womöglich Probleme verursachen. Heute ist man damit etwas zurückhaltender. Bei vielen Patienten sind die Weisheitszähne tief im Kieferknochen eingeschlossen und bleiben da häufig ein Leben lang. Ist es aufgrund ihrer Lage schwierig, an die Zähne heranzukommen, oder liegen sie nahe an einem Nerv, dann besteht bei einer Operation ein höheres Risiko für Komplikationen. Sind die Zähne gesund, dann ist es für den Patienten wahrscheinlich vorteilhafter, auf den Eingriff zu verzichten. Weisen sie allerdings krankhafte Veränderungen auf, dann müssen die Weisheitszähne raus.

Müssen Weisheitszähne entfernt werden, wenn sie nur teilweise durchbrechen?

Eine ungünstigere Situation liegt vor, wenn die Weisheitszähne nur unvollständig durchbrechen. Denn zwischen Zahnfleisch und Zahn bilden sich dann Schlupfwinkel, in denen sich Speisreste ansammeln und Bakterien vermehren können. Eine häufige Folge sind Infektionen, die sich durch Schmerzen, Schwellungen das Zahnfleischs, Mundgeruch und eventuell auch leichtes Fieber bemerkbar machen. Manchmal bilden sich Zysten, die unbehandelt den Kieferknochen schädigen können. Kommt es zu solchen Problemen, wird der Zahnarzt zur Entfernung der Weisheitszähne raten.

Müssen die Weisheitszähne entfernt werden, wenn sie schief oder verdreht liegen?

Ähnlich ungünstig ist es, wenn die Weisheitszähne schräg im Kiefer liegen und sich daher nicht richtig in die Zahnreihe einordnen. Die Krone eines schräg wachsenden Weisheitszahnes kann so starken Druck auf den Nachbarzahn ausüben, dass dessen Zahnbett oder Zahnwurzel erheblich geschädigt werden. Ist ein Weisheitszahn eine Gefahr für den benachbarten Zahn, dann sollte er raus. Gleiches gilt, wenn der Weisheitszahn durch seine Position das Zusammenbeissen der Zähne erschwert.

Müssen die Weisheitszähne entfernt werden, wenn sie von Karies befallen sind?

Weil sie so weit hinten liegen, lassen sich Weisheitszähne mit der Zahnbürste nur schwer erreichen. Häufig stehen sie so eng am Nachbarzahn, dass auch der Zahnzwischenraum kaum gereinigt werden kann. Da sich auf diese Weise Schmutznischen bilden, sind Weisheitszähne und die benachbarten Backenzähne überdurchschnittlich häufig von Karies befallen.

In welchen Situationen müssen Weisheitszähne nicht unbedingt entfernt werden?

Auf einen Eingriff kann in folgenden Fällen häufig verzichtet werden:

  • Wenn die Zähne gesund sind, genug Platz haben und erwartet wird, dass sie sich korrekt in die Zahnreihe einfügen
  • Wenn die Zähne gesund sind und so tief im Kieferknochen verborgen liegen, dass bei einem Eingriff eine erhöhte Gefahr von Komplikationen besteht (z.B Nervenschädigung)

Die Entscheidung „Müssen die Weisheitszähne entfernt werden oder nicht“ ist also immer von den individuellen Voraussetzungen abhängig. Um abzuschätzen, wie sich die Weisheitszähne entwickeln werden, wird bei uns in der Praxis zunächst ein Röntgenbild angefertigt werden. Bei tief in den Kieferknochen, in unmittelbarer Nähe des Nerves liegenden Weisheitszähnen, ist häufig eine dreidimensionale Röntgenaufnahme, eine sogenannte digitale Volumentomografie notwendig.

Mithilfe der Röntgenaufnahmen werden wir mit Ihnen die Chancen und Risiken einer Entfernung der Weisheitszähne fundiert beurteilen und ob die Operation im konkreten Fall sinnvoll ist.